Wer war Otl Aicher?

Otl Aicher weigerte sich, der Hitlerjugend beizutreten, ließ sich einen Heizkörper auf seine linke Hand fallen, um der Mobilmachung zu entgehen und war Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv/Karsten de Riese

Aicher, am 13. Mai 1922 in Ulm-Söflingen geboren, kam im Herbst 1939 durch seinen Schulfreund Werner Scholl mit den Geschwistern Scholl in Kontakt. Da er sich der Hitlerjugend verwehrte, wurde ihm im Frühjahr 1941 die Zulassung zum Abitur entzogen. Bevor er der Hitlerjugend beitrete, klopfe er lieber kilometerweit Steine, so Aicher. Trotz des Versuchs, der Mobilmachung durch die eigens zugezogene Verletzung der linken Hand mithilfe eines Heizkörpers – drei Finger blieben steif – zu entgehen, wurde er 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Jegliche Aufstiegsmöglichkeit im Militär lehnte er konsequent ab. In den nächsten Jahren versuchte er stets, dem Krieg zu entfliehen. Im Frühjahr 1945 glückte schließlich ein Unterfangen, als er sich, stationiert an der oberen Mosel, im Schwarzwald bei der Familie Scholl versteckte. Hier hatte die Familie Scholl nach der Hinrichtung von Sophie und Hans Scholl durch die Nazis Unterschlupf auf dem Bruderhof an der Wutach gefunden. Zweiundvierzig Jahre später äußerte Aicher sich zu der Überlegung, wie ein Denkmal für die Soldaten des Zweiten Weltkriegs aussehen könnte: Es wäre das Denkmal eines Deserteurs.

Im Jahr 1953 gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Inge-Aicher-Scholl, Schwester von Hans und Sophie Scholl, und dem Künstler Max Bill die Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG). Hier entstand unter anderem das Erscheinungsbild für die Lufthansa, welches bis in die heutige Zeit in einer leichten Modifikation Verwendung findet. Aicher gilt als einer der Begründer des Corporate Designs, war Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Sommerspiele 1972 in München und setzte Meilensteine in der Designgeschichte, bevor er am 1. September 1991 in Günzburg verstarb.

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Anlässlich des 100. Geburtsjubiläums initiierten Otl Aichers Sohn Florian Aicher und der Designer Kai Gehrmann das Projekt „otl aicher 100“, in dem das Werk Otl Aichers neu erschlossen wurde.